Eine nicht ganz ernst zu nehmende Bödexer Geschichte, passend zur Weihnachtszeit
Ein paar Worte zum Umfeld des Falles:
Ein Christbaum (heute Weihnachtsbaum) gehörte früher zu Weihnachten in jede Stube.
Den gab es für Bödexer nur aus dem Corveyer Wald. Man ging zum Förster, meldete sich an und bekam die Tannenschonung zugewiesen, schlug seine gewünschte Tanne, bezahlte ca. 3,- bis 5,- DM und ging mit dem Baum unterm Arm nach Hause zu seinen Lieben. Bezahlt wurde nach geschätzter Größe und in bar. Manchmal gab es auch ein kleines Schnäpschen und der Baum wurde mit jedem Gläschen etwas kleiner eingeschätzt. Beim Abtransport des Christbaums kam hin und wieder der Angeschwippste mit seiner Tanne ganz schön ins Schleudern. Zu Hause glücklich angekommen, gab es oft den ersten Streit. Dem Einen war er zu klein, dem Anderen zu dünn oder zu krumm. Bis Weihnachten hatten sich alle wieder beruhigt.

In Bödexen war zu der Zeit die Beschaffung des Christbaums immer Männersache und so fühlten sich die Jungs aus dem Ort dafür verantwortlich. Der Vater war meist anderweitig mit wichtigen Dingen beschäftigt und so mussten die Halbwüchsigen und Jugendlichen diesen Job erledigen. Die Jungs wussten – es ist unsere Aufgabe, den Christbaum für die Familie und auch für die Tante und den Onkel zu besorgen.
Der Tathergang:
An einem nebligen Dezembertag schmiedete ein knappes Dutzend Jugendlicher den genialen Plan, in diesem Jahr 1960 die Tannen aus dem Corveyer Forst bei Dunkelheit zu schlagen und auf die Bezahlung bei Förster Menke zu verzichten. Auf dem Schulhof wurde Stunde und Treffpunkt für die gemeinsame Sache besprochen und festgelegt. Die Rädelsführer gaben 20.00 Uhr auf der Backstelle vor, da ist es dunkel und der Förster bei seiner Familie am Kamin. Die männliche Jugend von Bödexen, (ca. 10 Mann) traf sich, wie verabredet, zur angegebenen Zeit auf der Backstelle in der Dorfmitte. Alle spürten die Unruhe und Spannung. Jeder fühlte sich wichtig und glaubte ein großes Ding zu drehen.
Über den Rattenberg bei Meyer / Schlüters vorbei, ging es mit viel Geschwafel und Getöse zum Wald und zur Corveyer Tannenschonung. In der Schonung angekommen, versuchten die Tannendiebe mit bescheidenem Licht (Taschenlampe) die Christbäume nach bester Einschätzung und Gefälligkeit zu suchen. Es wurde gesägt, geredet in einer Aufregung, die an keinem der Mittäter vorbeiging. Als alle den gewünschten Baum hatten, schnappten sie sich die Bäume unter den Arm und los ging es wieder in Richtung Dorf. Der Weg führte über die Eichenallee in Richtung Siek zur Dorfmitte. An der Kreuzung Eichenallee / Weg früherer Sportplatz, kam der Schock. Einer aus der Truppe rief nur „Der Förster kommt.“

Symbolbild 🙂
Es kam ihnen eine schwarze Gestalt entgegen, mit langem Mantel und Hut. Der Schreck war groß, denn es konnte nur der zuständige Förster Menke sein. Alle liefen um ihr Leben. Die geklauten Tannen wurden an der Böschung in die Tiefe geworfen, um schneller zu werden. Als sie am anderen Tag die Bäume abholen wollten, fehlte der schönste Tannenbaum.
Vom Förster Menke haben wir nie etwas gehört, aber alle, die in dieser Nacht dabei waren, haben die Angst vor Förster Menke und den Konsequenzen mit ins Grab genommen.
Die Lösung des Falls:
Nach 65 Jahren stellt sich bei einem freundschaftlichen Gespräch, zwischen Udo Buch und Rudolf Schlüter heraus, dass er die dunkle Gestalt war und den Jungs die Angst eingetrieben hatte. Er war der vermutete Förster Menke und hat sich den schönsten Tannenbaum unter den Nagel gerissen. Schlüters singen heute noch „Oh Tannenbaum oh Tannenbaum“.
Das cold-case wurde durch ein zufälliges Gespräch nach 65 Jahren aufgeklärt. Es ist wie bei XY
Udo Buch