05.09.2025

Sind Deutschlands Sakralbauten auf dem Weg vom Mittelpunkt unserer Städte und Dörfer ins Abseits? In der ehemaligen Sankt-Anna-Kirche in Bödexen ist das Thema genau richtig am Tag des offenen Denkmals 2025. Kreisheimatpfleger und Kirchenvorstand Hans-Werner Gorzolka, Dechant Dr. Hans-Bernd Krismanek, Presbyter Reinhard Großkopf und der Vorsitzende des Fördervereins Hist. Kirchengebäude Bödexen Stefan Berens werden das Thema am Sonntag, dem 14. September 2025, um „Fünf vor Zwölf“ diskutieren.

Kreisheimatpfleger Hans-Werner Gorzolka eröffnet in Bödexen die Diskussion

In einem ersten Statement zur Diskussionsveranstaltung „Deutschlands Sakralbauten vom Mittelpunkt ins Abseits?“ am 14. September in der ehemaligen Sank-Anna-Kirche in Bödexen hat Kreisheimatpfleger und GF Kirchenvorstand von St.- Maria-Salome Ovenhausen, Hans-Werner Gorzolka, die ersten Pflöcke eingeschlagen:

Verlässlichen Schätzungen zufolge werden in den nächsten Jahren zwischen 30 und 50% der Kirchengebäude in Deutschland leerfallen bzw. aus der Nutzung genommen.

Deutschlandweit dürften von den insgesamt etwa 44.000 Kirchen somit mehr als 20.000 und in Nordrhein-Westfalen von derzeit Zeit ungefähr 6000 Kirchen rund 3000 Gebäude betroffen sein.

Dabei reicht die Bandbreite der Kirchengebäude von Welterbestätten wie dem Aachener und Kölner Dom aber auch dem Westwerk in Corvey hin zu einfachen Dorfkirchen und Dorfkapellen.

Kirchen sind und bleiben jedoch wichtige Orte der Gemeinschaft und stehen für einen Gebäudetypus und Erlebnisort, mit dem gerade in ländlich strukturierten Regionen viele Emotionen und Erinnerungen verbunden sind.

Gleichwohl gilt: So emotional behaftet Kirchenbauten auch sein mögen und so stolz eine Gemeinde zu Recht auf ihre Kirche sein darf, muss sie sich trotzdem den dringenden Herausforderungen stellen.  Wie soll mit einem solchen Gebäude umgegangen werden, das selten genutzt aber dennoch gepflegt, beheizt und unterhalten werden muss?

Gerade in ländlichen Räumen finden Gottesdienste oftmals nur alle paar Wochen in den Dorfkirchen statt. Die restliche Zeit steht die Kirche leer und muss, um Feuchtigkeit und Schimmelbildung zu vermeiden, im Winter hinreichend temperiert werden.

Ganz zu schweigen von den Aufwendungen für die Orgeln, die keinen größeren Temperaturschwankungen ausgesetzt werden dürfen.

Fakt ist, dass außer an Weihnachten, zu Ostern, zu Kommunionen und Konfirmationen sowie bei Seelenämtern Kirchen kaum noch gefüllt sind.

Dennoch ist es unerlässlich, gerade diesen ländlichen Kirchenbauten besondere Aufmerksamkeit und Zuwendung zu widmen und sie in das Bewusstsein der Menschen und der Gesellschaft zu rücken: ES IST FÜNF VOR ZWÖLF!

  • Kirchenbauten sind gerade in ländlichen Regionen mehr als nur bauliche Hüllen für Gottesdienste und Liturgie.
  • Kirchenbauten sind Kristallisationspunkte und ortsbildprägende öffentliche Orte und Dorfmittelpunkte.
  • Kirchenbauten sind nachhaltiges Kulturerbe und gehören zum kulturellen Erbe Europas.
  • Kirchenbauten, aber auch andere kirchliche Immobilien wie Pfarrheime und Pfarrhäuser sind dritte und vierte Orte oder können es werden.
  • Kirchenbauten brauchen möglicherweise eine neue Trägerschaft.

Diese Grundthesen des im letzten Jahr erschienenen Kirchenmanifestes haben bei Verantwortlichen Wirbel ausgelöst. Allerdings ist dieser Diskurs wichtig, da es um mehr als nur um Kirchenbauten und deren Zukunft.

Es geht um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die nicht allein den Kirchen überlassen werden darf. Wichtig ist, die Zeit jetzt zu nutzen, um über verschiedene Modelle nachzudenken. Vor allem aber geht es darum, diese Überlegungen in eine breite öffentliche Diskussion zu tragen.

Ich plädiere für ein wirkliches Ringen um gute Lösungen; ich plädiere für differenzierte Impulse und ich plädiere für moderierte Prozesse, die nicht nur allein aus Sicht der Kirchengemeinden oder des Klerus geführt werden müssen, sondern mit allen Akteuren im Sozialraum Dorf bzw. der betroffenen Region.

So könnte am Ende des Tages für Kirchengebäude eine gute Lösung stehen z. B ein dringend benötigter Treffpunkt, eine öffentliche Bibliothek, eine Kunstgalerie, ein Ort für die Musikschule, ein Ort für Dorfversammlungen, für Chorproben, Konzerte u. v. m.

Ergo: Ideen und Kreativität sind in einem derart bedeutenden Transformationsprozess gefragt; keinesfalls dürfen Kirchen einfach nur aufgegeben werden; denn sie werden – sofern man sich die Mühe macht und sich intensiv damit auseinandersetzt – nach wie vor dringend gebraucht.

G.W.H.
Fotomontage: E. Warneke

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