11.12.2024

BILD-Leser wissen es: Anlässlich seines 25jährigen Bestehens veröffentlichte das Blatt eine Liste des evangelischen Bischofs Jobst Schöne über „25 deutsche Kirchen, die man einmal gesehen haben sollte“. Unter ihnen der Dom zu Magdeburg, über den er schrieb: „Erster gotischer Kathedralbau auf deutschem Boden, ein majestätisches Gotteshaus am Elbufer“.

Ich hab’s gemacht, wenn auch aus einem anderen Grund. Im gerade erst erschienen Bildband „Malerei mit Licht und Glas – Baugebundene Glaskunst in und aus Magdeburg“ sind sie mit Großfotos dargestellt: Die fünf acht Meter hohen Fenster in der Marienkapelle im Remter des Magdeburger Doms. Entworfen von Wilhelm Ritterbach, ausgeführt von der Kunstanstalt für Glasmalerei Ferdinand Müller, Quedlinburg, in den Nachkriegsjahren 1946/47.

Kenner der ehemaligen Sankt-Anna-Kirche in Bödexen werden spätestens jetzt merken, wohin meine Reise ging, nämlich in die Vergangenheit der Katholischen Kirchengemeinde von Bödexen. Zugegeben: Eine merkwürdige Spurensuche. Zwecklos sie zu verfolgen? Wo soll das hinführen?

Wo das hinführen soll? Die Fragen nach der Vergangenheit unserer Lebenswirklichkeit werden immer drängender. Erst kürzlich hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz ein „Manifest zur Bewahrung von Sakralbauten als Gemeingut“ veröffentlicht und zur Mitwirkung aufgerufen. Sie schreibt: „Riesige Kathedralen, barocke Kapellen oder urige Dorfkirchen – Sakralbauten sind Treffpunkte für christliche Gemeinden, aber auch ortsbildprägende Heimatanker. Doch der kostbare kulturelle Schatz ist so gefährdet wie nie … sie als öffentliche Orte zu bewahren, ist daher eine drängende gesellschaftliche Aufgabe!“

Die hat Bödexen schon längst übernommen. Schon vor über 40 Jahren wurde Sankt Anna vor dem Abbruch gerettet. Schon damals stellte sich immer wieder die Frage nach der Bedeutung dieses Bauwerkes für die Menschen in Bödexen.

Welche Bedeutung es hatte, konnte man u. a. unschwer an den prachtvollen Fenstern (ausgeführt von Wilhelm Ritterbach und Ferdinand Müller) erkennen, die man in schwierigster Zeit dem Gebäude eingebaut hatte, um es zu bereichern.

Die Beteiligten müssen sich heute nur schwer nachzuvollziehende Gedanken gemacht haben. Dabei war ihnen offensichtlich nicht wichtig, ihre eigene Bedeutung herauszustellen, sonst würden wir über die damaligen Vorgänge mehr wissen. So ist bis heute so gut wie nichts darüber bekannt, wer an dem Projekt „Neue Fenster für Sankt Anna Bödexen“ beteiligt war. Vielleicht bleibt es dabei. Was wir wissen: Es war mehr als mutig!

Gut zu wissen, wenn man im Magdeburger Dom steht – Nr. 17 auf meiner BILD(ungs)-Liste.

G.W.H.
Fotos: Bernd Hundacker-Koch