Glück für Bödexen!

Gisbert Wilhelm Hundacker wurde am 30. September 1934 in Wattenscheid (jetzt Bochum) geboren und römisch-katholisch getauft.
Wattenscheid war seine Heimat. Dort verbrachte er seine Kindheit, ging dort zur Volksschule, war in der Propstei-Kirchengemeinde Ministrant, Fähnleinführer und Vorstandsmitglied der KJD. Er wollte immer aktiv mitwirken.
Wie eine ganz normale Familie im Ruhrgebiet, so lebte auch die Familie Hundacker in Wattenscheid.
Der Vater verdient das Geld, die Mutter macht den Haushalt und versorgt die zwei Kinder und die Schwiegereltern. Die Kriegswirren und die Bombardierungen des Ruhrgebiets brachten das friedliche Leben auch in Wattenscheid in Gefahr. Die Bomben zerstörten ihre Wohnung und zwangen die Hundackers zur Flucht. Der Vater wurde bei den Nazis für die Waffenproduktion beim Bochumer Verein gebraucht. War auch nicht bei der Familie. Die Mutter floh mit dem jüngeren Kind ins Oberbergische zu ihrem Schwager. Gisbert und sein Opa mütterlicherseits brachten sich im Sauerland auf einem kleinen Dorf bei Olpe (Iseringhausen) in Sicherheit. Dort lebten sie vier Jahre von 1943-1947. Nach dem Krieg fand die Familie Hundacker wieder zusammen und versuchte mit allen Familienmitgliedern ein neues Leben zu beginnen.
1958 begann Gisbert mit dem Bau einer Doppelhaus-hälfte im Stadtteil Höntrop.
Im gleichen Jahr, selbst 24 Jahre alt, heiratete Gisbert die Tochter eines Getränkebetriebes, Irmgard Maria Henriette Heitkemper, die ihm zwei Söhne schenkte. 1970 kam die Familie nach Bödexen und wurde nach kurzer Zeit von den Bödexern voll aufgenommen und integriert. Leider waren die glücklichen Jahre in Bödexen nur von kurzer Dauer, da Irmgard nach einem operativen Eingriff plötzlich 1975 verstarb.
Im Jahr 1977 heiratete Gisbert Marianne Christine Schoppe, geb. Leßmann, die drei Kinder mit in die Ehe brachte. Aus der Ehe mit Marianne bekam Gisbert noch zwei Kinder, die auch in Bödexen wohnen und echte Bödexer geworden sind.
So entstand eine Patchwork-Familie die ihres Gleichen sucht und funktioniert. Auch das ist ein Glück.
Von 1941-1950 besuchte Gisbert u. a. die zweiklassige Volksschule in Iseringhausen und in Wattenscheid die Hauptschule bis zum 10. Schuljahr. Die Kriegsjahre und die schwere Zeit danach waren sicherlich prägend fürs Leben und die Berufstätigkeit.
1950-1953 absolvierte er eine Lehre als Schriftsetzer (Buchstaben für Schriftstücke mussten noch mit der Hand aus einem Buchstabenkasten zusammengesetzt werden). Zur gleichen Zeit absolvierte er die Berufsschule für das graphische Gewerbe in Bochum. Nach dieser Zeit war er Schriftsetzer-Gehilfe. Jetzt hoffte er auf dem richtigen Weg zu sein. Sein Ziel, das Beste im Leben aus sich zu machen, gab ihm Kraft und Zuversicht. Als selbstbewusster Mensch, mit vielen Ideen versuchte er sich Gehör zu verschaffen. In Vereinen, Verbänden und wo auch immer übernahm er Aufgaben und Verantwortung:
1953-1958 Kassierer im Ortsverband Wattenscheid der IG Druck & Papier
1953-1958 Vertrauensmann der Büchergilde Gutenberg
1962-1965 Vorsitzender des Brieftauben- Zuchtvereins „Heimatliebe Höntrop“.
Nach allen beruflichen Anfängen wurde er von:
1960-1963 mit 26 Jahren Korrektor und Revisor im Essener Druckereibetrieb der Axel Springer AG 1963-1966 Werbeassistent bei BAYER Leverkusen
1966-1969 Produktioner und Kontakter in den Werbeagenturen DETTMAR in Essen und DETTMAR in Dortmund
Ab 1970 bis zu seiner Pensionierung 1999 Kommunikationsberater bei dem Riech- und Geschmackstoffhersteller H&R (jetzt symrise) in Holzminden.
Die Familie Hundacker benötigte für ihrer Umzug ins Weserbergland einen Wohnraum für vier Personen und fand eine angemessene Wohnung in Bödexen, die bis zum Neubau eines eigenen Einfamilienhauses im Jahr 1975 in Höxter-Bödexen bewohnt wurde.
Bei der Firma H&R hatte Gisbert sich einen Namen gemacht. Vielen Abteilungen war er als Werbefachmann und anschließend als Marketingberater für Geschmackstoffe bekannt. Somit wurde diese wichtige Aufgabe von 1991-1999 bis zur Pensionierung von ihm wahrgenommen.
Über eine schicksalhafte erste Begegnung vor 54 Jahren berichtet der Autor dieser Zeilen: „Ich erinnere mich, als wäre es erst gestern gewesen. Ich beschäftige mich am Kriegerehrenmal und da kommt jemand, den ich nicht kenne, mit einem Alfa Romeo die Neue Trift herunter gefahren. Er hält an, dreht die Scheibe herunter und fragt ganz interessiert (sinngemäß), was ich dort treibe. Auch mein Interesse wurde sofort geweckt und ich frage nach: wer er denn sei und wo er wohne. Wir stellten uns gegenseitig vor und so begann eine Zusammenarbeit in Bödexen, die bis heute angehalten hat.“
In dem ersten relativ kurzen Gespräch spürte ich sein Interesse an Bödexen, das sich später ja auch in seinen Taten niederschlug und was er bewiesen hat. Er baute im Jahr 1975 an der Annastraße ein Einfamilienhaus und machte somit Bödexen zu seiner zweiten Heimat.
Sein politisches Interesse galt der CDU und somit nahm er Kontakte in Bödexen, Höxter und Holzminden mit den verantwortlichen Ortschafts- und Stadträten auf, um sich auch dort einzubringen und nützlich zu machen.
Von 1974-1976 und 1999-2003 war er Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes Bödexen.
1994 bis 1999 CDU-Ratsherr der Stadt Höxter und Vorsitzender des Ortsausschusses Bödexen, davor mehrfach Sachkundiger Bürger im Fremdenverkehrsausschuss des Rates Höxter. 2000 bis 2013 Mitarbeiter des Landtags Niedersachsen (Mitarbeiter im Wahlkreisbüro mit dem Schwerpunkt Redenschreiber für den damaligen Innenminister Uwe Schünemann MdL, Holzminden). Seine politisch-kritischen Fragen an die Verantwortlichen wurden sehr geschätzt, mitunter auch gefürchtet. Wenn er das Wort ergriff, wusste er genau was er sagte und wollte. Strategie und Zielsetzung ließen sich schwer trennen. Die CDU darf sich glücklich schätzen, so einen Mann in ihrer Partei zu haben.
Von 1971 bis 2006 hat Gisbert Hundacker einige wichtige Aufgaben im Heimat- und Verkehrsverein Bödexen übernommen. Die Vereinsmitglieder erkannten seine Fähigkeiten und wählten ihn schon nach einem Jahr in Bödexen in den Vorstand. Zunächst als Beisitzer, später als Geschäftsführer und Vorsitzenden. Nach kurzer Zeit erkannte man den neuen Schwung im Verein.
1988 bis 2003 hat Gisbert auch noch das Ehrenamt des Ortsheimatpflegers Bödexen übernommen.
Die Vereine der Freiwilligen Feuerwehr oder die Schützenbruderschaft Bödexen nutzten seine Fähigkeiten bei besonderen Feierlichkeiten, wenn es um Einladungen und Festschriften zu Veranstaltungen ging. Als Anerkennung wurde er mit dem Silbernen Verdienstkreuz des Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften ausgezeichnet.
Das historische Kirchengebäude Sankt Anna Bödexen und sein Förderverein war wohl Gisberts Steckenpferd und hierfür gab er alles, bis zur Erschöpfung.
1979 gründeten Bödexer Heimattreue und wem die historische Kirche auch immer am Herzen lag, einen Förderverein, der die Kirche verantwortlich von der Katholischen Kirchengemeinde Bödexen mit Einverständnis des Erzbistums Paderborn übernahm. Die schon einige Jahre nicht mehr sakral genutzte Kirche war in einem schlechten Zustand und für alle, die sie erhalten wollten, eine schwierige, riskante und fragwürdige Herausforderung. Auch in Bödexen gab es Gegenstimmen, die den Befürwortern Schwierigkeiten machten.
Um das Dringlichste zu reparieren, benötigte der junge Verein viel Geld. Die Beiträge der ca. 80 Mitglieder waren ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Unser Glück! Im Vorstand hatten sie einen Gisbert Hundacker, der sich seine Gedanken machte, wie die ersten finanziellen Probleme gelöst werden könnten. Er organisierte ausgedientes Messebaumaterial, das mit etwas Umbau für einen Weihnachtsmarkt genutzt werden konnte. Um die Verkaufsstände zu füllen, kontaktierte er ohne Rücksprache Aussteller und setzte somit den Verein unter Druck und stellte ihn vor Tatsachen. Es wurde für 18 Jahre ein Erfolg und eine gute und sichere Einnahmequelle, um den weiteren Verfall der inzwischen unter Denkmalschutz stehenden Kirche zu stoppen.
Auch an anderen Orten erkannten Vereine und Gemeinden diese Einnahmequelle und versuchten es nachzumachen. Und so schrumpften auch in Bödexen die Umsätze und somit auch der Erfolg. Es musste etwas Neues her.
Gisbert Hundacker hatte bereits einen Ostereiermarkt im Visier und zog alte und neue Strippen. Er korrespondierte mit Ausstellern, fuhr auf eigene Kappe zum Haus für Sorbische Volkskunst nach Bautzen an der polnischen Grenze, um Sorbische Ostereierverzierer und -innen schon vor der Wiedervereinigung für einen Bödexer Ostereiermarkt zu gewinnen. Gisbert war klar, nur über eine gute Qualität der Aussteller und deren Kunstwerke können wir eine längere Zeit den Ostereiermarkt sichern und am Leben halten. Weit und breit gab es keinen Verein oder eine Stadt, die diese Qualität unserer Aussteller zu bieten hatte.
Der Ostereiermarkt war 25 Jahre so erfolgreich, dass damit einige hohen Kosten wie die Dacherneuerung mit Sandsteinplatten, Erneuerung der Stützmauer und vieles mehr bezahlt werden konnten.
Mit dem Ostereiermarkt und der guten Qualität der ausgestellten Ware wurde Bödexen bekannt und wurde bei einem Gespräch mit Menschen im Kreis Höxter, in Ostwestfalen, im Sauerland und in Niedersachsen immer wieder genannt.
Die historische St.-Anna-Kirche Bödexen konnte nur auf Grund der Einnahmen von Beiträgen, Spenden, der Gewinne und der Erfolge des Weihnachtsmarktes und des Ostereiermarktes in den heutigen Zustand versetzt werden.
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Gisbert Hundacker.
Drei Jahre hintereinander gab es „imago naturalis“, eines von Elmar Krüger entworfenen 27 Quadratmeter großen Früchtebildes, dessen 70 Einzelteile später verkauft wurden. Der Erlös ging zum Beispiel nach Kolumbien für eine Küche der Schulspeisung.
Seit Monaten plante der unermüdliche Gisbert Hundacker in der ehemaligen Kirche eine Veranstaltung zum „Tag des offenen Denkmals“ am 14. September 2025. Thema ist der zu befürchtende Ausverkauf von Sakralbauten durch die katholische und evangelische Kirche in Deutschland. Bödexen hat dagegen schon vor Jahrzehnten ein Zeichen gesetzt.

Lieber Gisbert, bei allen Deinen Ideen und Erfolgen, die Du unserem kleinen Ort Bödexen geschenkt hast, bist Du immer ein normaler und bescheidener Mensch geblieben. Du hast Bödexen nach Vorne und ins Gespräch gebracht und da können wir Bödexer nur Danke! Danke! Danke! sagen.
Bödexen hat Glück gehabt. (verfasst von Udo Buch)