Franz Ostermann – im Glauben an Gott und in Bödexen fest verwurzelt

Es war bestimmt nicht die räumliche Nähe seines Geburtshauses zur Sankt-Anna-Kirche, auf der sein tiefer Glaube an Gott gründete. Der christliche Glaube war ihm in die Wiege gelegt. Der tägliche Blick auf den die Kirche umgebenden Friedhof führte ihm die Endlichkeit des Lebens immer wieder vor Augen. Das muss ihn dazu angeregt und auch angetrieben haben, Bauwerke zu schaffen, die wie Gott für die Ewigkeit sein könnten.
Geboren ist Franz Ostermann am 16. März 1889 in Bödexen, dort besuchte er die örtliche Volksschule und erlernte danach das Maurerhandwerk.
Sein Weggefährte Franz Stukenbrock, der in Münster Anfang der 50er Jahren ein eigenes Bauunternehmen gegründete hatte, holte den handwerklich geschickten Maurer trotz oder gerade wegen seines relativ hohen Alters 1954 für ein paar Jahre in seine Firma und machte ihn zum Polier. Wie ein Wanderarbeiter wohnte er zunächst in einer von der Stadt Münster zur Verfügung gestellten Nissenhütte und später in einer ehemaligen Schule.
Pfarrer Johannes Todt regte 1923 als „Arbeitsbeschaffungsmaßnahme“ den Bau eines Kirchturms an. Der arbeitslose Franz Ostermann übernahm selbstverständlich die Funktion des Poliers und war damit für den Bau verantwortlich.

Einige Jahre später kam die Idee zu dem Bau einer Lourdesgrotte neben dem Turm. Dr. Anna Balint schreibt dazu in ihrem Buch „Höxter in Bronze und Stein“: „Die Wirtschaftskrise und Massenarbeitslosigkeit hatten auch für Bödexen weitreichende Konsequenzen, galt doch das kleine Bergdorf seit seiner Gründung als die ärmste Siedlung weit und breit. … Die Daheimgebliebenen hatten wenig Chancen. Die Erbauer der Lourdesgrotte, die Maurerpoliere Franz Ostermann und Franz Stukenbrock waren arbeitslos, Ostermann obendrein achtfacher Familienvater. Ihnen blieb nur die Hoffnung auf Besserung ihrer Situation. Dass sie in Zeiten außergewöhnlicher Bedrängnis die Nachbildung einer Marienerscheinungsstätte auftragsfrei in Angriff genommen haben, zeugt von besonders tiefer Religiosität, ihrer volkstümlichen Frömmigkeit. Der Nachruf auf Ostermann würdigt ihn ebenfalls als glaubensstarken Menschen: ,Er war ein Sohn der Gemeinde und hat sich manches Denkmal in den Herzen der Einwohner und auch solche äußerlicher Art für lange Zeit gesetzt. Obwohl er keinen Auftrag dazu hatte, erbaute er 1933 die Lourdesgrotte bei der Kirche, baute 1954 die Stationskapelle am Kükenkamp (jetzt Annastraße) um und war endlich der Initiator für das neue Kriegerehrenmal‘…“


Das wurde 1956 sein letztes Projekt zur Erinnerung an die 41 Bödexer Opfer des 2. Weltkrieges, darunter zwei Söhne von Ostermann, Heini und Lorenz. Die Realisierung in der Nachkriegszeit war mit vielerlei Problemen verbunden und der Bau stockte mehrfach. Franz Ostermann fühlte sich offensichtlich in die Pflicht genommen, das Werk zu vollenden, opferte eine von seinen drei Kühen und stellte den Erlös für die Bezahlung des Daches zur Verfügung. Das mag man heute nur als großzügige Spende betrachten, in Wirklichkeit war es aber damals fast unverantwortlich gegenüber der Familie.

Ob der Kreuzweg am Mühlenberg seine Idee war, ist nicht in die Annalen eingegangen. Fest steht jedenfalls, dass er die jetzige Station II als Muster für seine Maurerkollegen gebaut hat. Auch an der Aufstellung des Kreuzes auf dem Friedhof war er beteiligt.

Offensichtlich verstand er es, andere für seine Ideen zu begeistern und als Mitstreiter zu gewinnen. Zu nennen seien die Pfarrer Johannes Todt und Johannes Heinz, der Lehrer Fritz Hoppmann und der Bauingenieur Franz Stukenbrock sowie eine ganze Reihe von Bödexer Maurern und Handlangern. Pferd & Wagen für den Transport von Baumaterial wurden natürlich auch immer gebraucht und wurden von den Bauern im Dorf gestellt.
Alle Bauwerke, die mit dem Namen von Franz Ostermann verbunden sind, befinden sich noch heute in einem guten Zustand. Vielleicht nicht in alle Ewigkeit, gewiss aber als steinerne Zeugen für einen Mann, der im Glauben an Gott und in Bödexen fest verwurzelt war.
Franz Ostermann ist am 2. Januar 1961 im Alter von 72 Jahren in Bödexen verstorben.

G.W.H.
Fotos: Privat (2), G.W.H. Hundacker (5)