Vor nunmehr 130 Jahren rückte das Industriezeitalter ganz nah an Bödexen heran. Der Maurer Hermann Düker aus Albaxen kaufte 1890 unweit der Brettmühle vor dem Corveyer Forst ein Grundstück, um darauf einen so genannten Kalkofen zu betreiben.

Es ist anzunehmen, dass er sich gleichzeitig Rechte für das notwendige Schürfen von Kalkgestein und die Lieferung von Holz sicherte. Hermann Düker war Sohn des Tagelöhners Anton Düker und damit Spross einer Familie, die seit dem 17. Jahrhundert in Albaxen ansässig war. Als Spezialist für den Bau von Schornsteinen und Brunnen hatte er im Ruhrgebiet unermüdlich theoretisch und praktisch gearbeitet und gutes Geld verdient – und zielgerichtet gespart.

Nach drei Jahren war es dann soweit: Der Kalkofen war erbaut und ein kleines Schienennetz ermöglicht den Transport des Gesteins mit Loren aus den umliegenden kleinen Steinbrüchen.

Der Kalkofen war ein von oben und unten zugängliches Gebäude mit einem trichterförmigen Innenausbau. Unten wurden Eisenroste eingehängt, auf die zunächst Stroh, dann Tannenreisig, Holz und Koks geschichtet wurde, darauf kam die erste Schicht kleingeschlagenes Kalkgestein. Dann ging es mit weiteren Schichten weiter bis der Trichter gefüllt war. Nach dem Brand mussten die einzelnen Schichten langsam auskühlen und sackten dabei nach unten, wo sie als Schlamm entnommen werden konnten.

Verwendet wurde der so gewonnene Kalk als Düngemittel, in Kalkputzen, als Beimischung zum Zement beim Mauern und für den Anstrich von Wänden in allen Lebensbereichen.


Wo Hermann Düker die Kenntnisse über das Kalkbrennen erworben hat, ist unbekannt. Sein Sohn Franz galt jedenfalls schon als Fachmann, als er 18-jährig in den 2. Weltkrieg zog. Nach Fronteinsätzen in Frankreich wurde er abkommandiert und musste in Colmar einen Kalkofenbetrieb leiten. Dabei hatte er eigentlich Schlosser werden wollen. 1918 kehrte er mit 22 Jahren als Juniorchef an den Kalkofen in Albaxen zurück.

Franz war ein Sohn aus der zweiten Ehe von Hermann und Wilhelmine, geb. Struck, und hatte insgesamt acht Geschwister und Halbgeschwister. Das Leben der Dükers bestand aus schwerster körperlicher Arbeit von Sonnenauf- bis untergang. Trotzdem vermerkt eine Familienchronik nicht ohne Stolz: Sie waren Lebenskünstler, verfügten über gesunde Abwehrfähigkeiten, waren standfest, überhaupt nicht anspruchsvoll, passten in die Welt und in die Gemeinschaft überhaupt – und sie konnten feiern.

Unübersehbar war aber die Vielzahl von Schicksalsschlägen, die das Unternehmen „Kalkofen Düker“ im Laufe der Jahre hinnehmen musste. Sie müssen mitunter so schwer gewesen sein, dass man sie nicht einfach wegstecken konnte und lange nachwirkten. So erlosch bei allem Respekt vor der Lebensleistung des Gründers nach sechs Jahrzehnten das Feuer im Kalkofen. Geblieben ist aber, was die Dükers bis heute ihre Heimat nennen: Die Ortsbezeichnung „Kalkofen“ und der Beiname „Kalkbrenners“.

 

Wie soll Helene (Lenchen) Düker einst stolz gesagt haben, als sie nach ihrer Herkunft gefragt wurde: „Schreiben Sie‚ Tochter des Fabrikbesitzers Hermann Düker“.

G.W. H.

Quellennachweis: Familie Johannes (Hannes) Düker über Udo Buch