Maler Johann Josef (Hans) Werdehausen

Geboren am 11. Februar 1910 in Bochum, gestorben am 5. Juli 1977 in Höxter-Bödexen. Seine Eltern, der Schmied Johann Werdehausen und seine Ehefrau Luise, geborene Peters, stammten beide aus Bödexen. Der Rufname der Familie war Voitsmeier. Ab 1924 handwerkliche Ausbildung und Tätigkeit als Maler. 1932-1935 Besuch der Kunstakademie Kassel. Schüler von Professor Nebel. Anschließend einjähriger Aufenthalt auf Sizilien. 1937 Rückkehr ins Ruhrgebiet nach Essen, wo er als freischaffender Maler tätig wird. 1939-1942 Soldat im Kriegseinsatz. Nach der Entlassung aus der Wehrmacht infolge von Kriegsverletzungen vorübergehend wohnhaft in Bödexen. 1950-1971 wieder wohnhaft und tätig in Essen. 1971 bis zu seinem Tode 1977 wohnhaft in Höxter-Bödexen.

Auszeichnungen: 1950 Kunstpreis „junger westen“ der Stadt Recklinghausen, 1956 Deutscher Kontinental-Preis der Internationalen Guggenheim-Stiftung New York, 1959 Teilnehmer der documenta II in Kassel.

Über seine letzten Jahre in Bödexen schreibt Herbert Caspers am 4. Februar 1978 im Täglichen Anzeiger Holzminden:

„Hans Werdehausen hatte sich von allem geschäftigen Kunstbetrieb zurückgezogen, und die Hektik und Dynamik des Ruhrgebietes, in dessen Zentrum Essen er 30 Jahre schöpferisch gewirkt hatte, hinter sich gelassen. Fast führte er das Leben eines Eremiten. Dabei registrierte er mit größter Bewusstheit die Vorgänge im kulturellen Leben und konnte sie mit scharfem Verstand analysieren. In einer Gesprächsrunde konnte er eben wegen dieser Eigenschaft als unbequem empfunden werden von denen, die ihm nicht folgen konnten. Doch bei dieser Intensität hatte er immer eine herbe Liebenswürdigkeit. Er war eine Persönlichkeit von bezwingender jugendhafter Ausstrahlung, ein Vollblutmaler voller Einfallsreichtum und Experimentierlust.

In seinem Haus auf den Höhen von Bödexen lebte er allein, umgeben von kostbarsten Kunstschätzen der verschiedenen Epochen und Kulturen. Da hing zum Beispiel ein großes mittelalterliches Altarbild, eine in Holz geschnitzte gotische Madonna. Wie beiläufig holte er während eines Gespräches aus seinem Sekretär ein kostbares Schmuckstück aus dem 14. Jahrhundert heraus. An der Wand hing ein kostbarer Gobelin.

Auf einer kleinen Ausstellung in Holzminden sahen wir ihn im Juli 1972 zum ersten Mal. Er fiel zunächst auf durch seine Größe – er überragte alle Anwesenden – und durch sein scharf gemeißeltes Gesicht mit den intensiv blickenden Auge des Malers. Beim Gespräch kam er gleich auf das Wesentliche einer Sache. Kurz, prägnant formulierte er seine Gedanken. Die Runde verblüffte und schockierte er mit seinem kompromisslosen Urteil.

Eine Besonderheit seiner Persönlichkeit: Während viele seiner großen Kollegen sich in ihrer Berühmtheit sonnen, versteckte er seine Person hinter seinen Bildern. Journalisten gegenüber war er stets von allergrößter Zurückhaltung, um seine Privatsphäre zu wahren.

In einer sich regelmäßig treffenden Runde von Mitgliedern des Kunstkreises Holzminden war Hans Werdehausen mehrmals zu Gast. Auch hier dominierte er und gab dem Gespräch durch seine große Erfahrung auf allen Gebieten der Kunst, seinen Gedankenreichtum, die Intensität und Fähigkeit, Probleme im Kern zu erfassen, einen besonderen Akzent. Darüber hinaus war er einfach ein witziger und amüsanter Plauderer. Oft suchte er in den letzten Jahren seines Lebens einen Gesprächspartner, war dann einfach da und es ergaben sich daraus die schönsten Begegnungen, frei von konventionellen und ausgetretenen Gedanken und Gefühlen.

Als der Kunstkreis Holzminden seine erste Ausstellung veranstaltete, war auch Hans Werdehausen ein interessierter Betrachter der ausgestellten Arbeiten. Mit einer außerordentlichen Sensibilität vermochte er sich in jedes einzelne Werk einzufühlen, sah auf den ersten Blick die Stärken und Schwächen mit der Sicherheit dessen, der sich ein ausgeprägtes seelisches Organ und sicheren Maßstab über jahrzehntelanges intensives eigenes Arbeiten angeeignet hatte.

Dabei versuchte er stets mit großer Güte, die positiven Seiten einer jeden Arbeit und deren Möglichkeit einer Weiterentwicklung aufzuzeigen.

Der letzte Besuch bei ihm in Bödexen, 14 Tage vor seinem Tode, gestaltete sich noch einmal zu einem ganz besonderen Erlebnis. Es war wie eine Rückschau auf sein Leben, als er uns aus seinen Schubladen alte Temperabilder von herrlicher Peinture zeigte und jedem großzügig ein Bild schenkte.“

Eine Absprache fürs Porträtieren konnte nicht mehr eingehalten werden, da der unerwartete Tod des Freundes dazwischen trat.

Aus dem Katalog zur Ausstellung „Bilder von 1935 bis 1977“ in der Städtischen Kunsthalle Recklinghausen, der Städtischen Galerie Schloss Oberhausen und dem Museum Höxter-Corvey 1979

Bildquelle: U. Buch und privat