14.12.2018

Wer in diesen Wochen in die Katholische Öffentliche Bücherei St. Anna Bödexen kommt, der steht zunächst vor einem Tisch mit Büchern mit Geschichten, Gedichten und Liedern zur Weihnachtszeit. „Friede auf Erden“ ist ihr unübersehbarer Apell. Bleibt dieser Wunsch eine Illusion? Nicht völlig, denn schräg gegenüber im Regal erinnert ein Buch daran, dass wir in Deutschland seit 73 Jahren Frieden haben – zumindest keinen Krieg.

„Dies ist ein echtes Friedensbuch, weil es so viel authentisches Material verarbeitet“, schreibt der ehemalige Präsident des Niedersächsischen Landtages, Rolf Wernstedt, in seinem Vorwort zu dem Buch “Luftkrieg im Weserbergland“ von Detlef Creydt. Diese Aussage überrascht, wird man doch in einer akribischen Darstellung von Kriegshandlungen friedliches Verhalten nicht unbedingt erwarten. Bödexens Ortsheimatpflegerin Angela Völse schildert in einem Beitrag genau das, was Wernstedt meint, wenn er weiter schreibt: „Es ist auffällig, dass es … die Frauen waren, die in der Regel sich entwickelnde Lynchjustizregungen unterbanden. Manchmal geschah es auch mit Hinweis darauf, dass man es ihren Söhnen im umgekehrten Fall auch nicht wünschen könne.“ Die Ortsheimatpflegerin beschreibt, was sich am 1. Januar 1945 in Bödexen zugetragen hat:

„Zunächst sahen die Bödexer einen Fallschirmspringer mitten im Dorf, der in der Nähe des Hauses Skatulla, Annastr. 25, an einem Kirschbaum hängen blieb und beinahe in den Mühlenbach, der längs durchs Dorf fließt, gefallen wäre. Er rutschte auf dem Rücken die Böschung hinab und blieb gerade auf ihr liegen. Als er kurz darauf einige Bödexer kommen sah, hob er vor Angst zitternd die Hände hoch. Der junge Niemann war als erster zur Stelle, er hatte alles vom Elternhaus gegenüber beobachtet. … Albert Meise, der einen Karabiner trug, und … Heinrich Koss, mit einer Pistole bewaffnet, eilten ebenso schnell herbei, um die anliegenden Bewohner vor dem Feind zu schützen. Die Rettung des Amerikaners war, dass die Mutter von Franz Peters gerade das Geschehen betrachtete. Sie bat dem Amerikaner nichts zu Leide zu tun, sie sollten an die eigenen Soldaten denken. Auch ihrem Sohn Franz könnte ähnliches passieren. So wurde der Amerikaner gefangen genommen und in die Gastwirtschaft Buch gebracht. Die deutsche Wehrmacht wurde von da aus sofort verständigt. Da die Wirtin sah, dass der Amerikaner hungrig war, wurde ihm ein Butterbrot geschmiert, und er bekam ein Kännchen Kaffee…

Der zweite Fallschirmspringer hatte kein Glück. Auf seinen Fallschirm flog das brennende Fahrgestell des Flugzeuges. Er stürzte auf das Dach des Hause Kanne (Im Siek 5). Der Springer war sofort tot und wurde in das Nachbarhaus gebracht. Dort bekam der Amerikaner noch die heilige Ölung. Der tote Flieger wurde auf dem Friedhof in Bödexen beigesetzt und zwar auf Anordnung des Bürgermeisters Ludwig würdig in einem Sarg, obwohl dies von der Nazi-Stelle in Höxter ausdrücklich verboten worden war. Das Grab wurde auch kirchlich eingesegnet.“

Wer sich für das Buch interessiert, kann es jetzt wieder sich ausleihen. Ich habe es zurückgebracht. Die Bücherei im Pfarrheim ist jeden Mittwoch von 15.30-17.30 Uhr geöffnet.

G.W.H.